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Kein Winterfutter für den Auhirsch

Verantwortlicher Autor: Walter Vymyslicky Wien/Österreich, 19.01.2021, 21:26 Uhr
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Rehe im Nationalpark Donauauen
Rehe im Nationalpark Donauauen  Bild: Walter Vymyslicky

Wien/Österreich [ENA] Faszinierende Anpassungen ermöglichen es dem Rotwild im Tiefland der Nationalparkregion, durch die karge Jahreszeit zu kommen. Im Nationalpark Donau-Auen wird seit etlichen Jahren auf Fütterung verzichtet. Hohe Schneedecken sind eine Seltenheit in der Ebene Ostösterreichs.

Das Rotwild zeigt eine faszinierende Strategie, dem Mangel zu begegnen: Neben dem Ausweichen in geeignete Reviere halten vor allem reduzierter Stoffwechsel, geringere Körpertemperatur, verringerter Herzschlag und stark herabgesetzte Aktivität die Vitalfunktionen auf Sparflamme und kompensieren das verminderte Futterangebot. Mehr noch, die Tiere nehmen in dieser Zeit auch deutlich weniger Nahrung auf, selbst wenn diese verfügbar ist. Der Körper nutzt vermehrt seine Reserven und ist auf den verringerten Energiebedarf regelrecht vorprogrammiert.

Das belegt die umfassende Forschung zu diesem Thema von o.Univ. Prof. Dr. Walter Arnold, Rotwildexperte und Leiter des Forschungsinstituts für Wildtierkunde und Ökologie, Veterinärmedizinische Universität Wien sowie Mitglied des wissenschaftlichen Nationalparkbeirates. Als wesentlicher Signalgeber für die zeitgerechte Umstellung gilt die abnehmende Tageslänge im Herbst. Mit diesen Anpassungen kommt das Rotwild in der Region des Nationalpark Donau-Auen gut durch die Winterzeit und weiß das karge Nahrungsangebot in Wald und Flur zu nutzen. Die Tieflandauen gelten Hirschen sogar als traditionelle Überwinterungsgebiete, da sie zumeist schneearm und mit üppiger Vegetation ausgestattet sind.

Im Gegensatz zu Wirtschafts- und Schutzwäldern, in welchen winterliche Zufütterungen oftmals Praxis sind, um Schäden am Baumbestand durch Verbiss hintanzuhalten und das Wild in gewünschte Bereiche zu lenken, wird im Nationalpark Donau-Auen seit geraumer Zeit auf eine Fütterung verzichtet. Denn hier wird keine Forstwirtschaft mehr betrieben. Auf den Nationalparkflächen der Österreichischen Bundesforste in Niederösterreich wurden alle Standorte bis 2006 aufgelassen, im Wiener Nationalparkanteil wurde die Fütterung von Rotwild im Winter 2015/2016 beendet.

Dies entspricht den Zielen eines Nationalparks allgemein, in welchem menschliche Eingriffe minimiert werden sollen, sowie dem aktuellen Nationalparks Austria Leitbild beim Schalenwildmanagement: Wichtige Vorgaben sind demnach eine natürliche bzw. naturnahe Entwicklung ohne Lenkung, eine freie Ortswahl des Wildes und somit der Wegfall aller Maßnahmen zur Bindung an einzelne Reviere und die Akzeptanz der Bedeutung des Winters als natürliches Regulativ für die Bestände. Ausnahmen für Winterfütterung sind in den Gebirgsnationalparks als Übergangslösung möglich, wenn dem Wild die Zugänge zu angestammten Überwinterungsgebieten verwehrt sind. Oberste Priorität ist hier jedoch stets, diesen Zugang wieder zu ermöglichen.

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