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Gedanken zum Ethikunterricht

Verantwortlicher Autor: Schura Euller Cook Wien, 28.06.2020, 20:24 Uhr
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Wien [ENA] In einer Pressekonferenz im Juni 2020 in Wien hat der Verein "Ethik für Alle" sowie die Mitbegründer des gleichnamigen Volksbegehrens, die Studie "Wie stehen sie zum Ethikunterricht" präsentiert. Sie soll eine Stellungnahme zu dem vom Bundesministerium für Bildung geplanten Änderungen der Gesetzeslage bezüglich der Einführung eines Ethikunterrichts in Schulen sein. Befragt wurde ein sample der Bevölkerung.

Soll Ethik als Pflichtfach überhaupt oder als Ersatzpflichtfach für den Religionsunterricht eingeführt werden? Natürlich haben sich 70 Prozent der Befragten für "Ethik für Alle" ausgesprochen. Das war zu erwarten bei der sehr suggestiven Fragestellung. Aber ganz so unproblematisch ist das nicht, wie es vielleicht aussieht. Denn es geht ja auch bei dem angestrebten Volksbegehren "Ethik für Alle" um eine Konkurrenz zum Religionsunterricht. Sicher wäre es falsch Religion und Ethik gegeneinander auszuspielen. Denn Ethik und Religion fließen ineinander und die Ethik ist ein Teilaspekt der Religion und nicht umgekehrt. Zum Beispiel hat die Nikomachische Ethik von Aristoteles zutiefst religöse Implikationen, die aber nicht beliebig sind.

Gewissermaßen spitzt sich die Aristotelische Ethik zur "reinen Mystik" oder geistigen Schau zu, denn er sieht im "glücklichen Leben ein ethisch hochstehendes Leben." Unter Glück muss man sich aber die höchste geistige Kraft vorstellen, die auf "edle und göttliche Gegenstände" gerichtet ist. Das Wirken dieser Kraft ist nach Aristoteles das vollendete Glück, dass sich mystisch als "geistiges Schauen" manifestiert. Ob moderne Themen wie "Dialogbereitschaft, nachhaltiger Konsum oder Umgang mit Technologien" die als Inhalte für den "Ethikunterricht für Alle" angedacht wurden einen Ersatz für das tiefe und ernste Bedürfnis des Menschen nach "geistiger Führung" ist, ist äußerst fraglich. Aristoteles mahnt, "Ethik ist Anstrengung und kein Spiel."

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